Pressebericht BR24
Wassermelonen sind was für heiße Sommertage. Und sie kommen aus warmen Gefilden – bisher jedenfalls. In Nußdorf im Inntal hat ein junger Landwirt jetzt über 5.000 kleine Pflänzchen eingesetzt. Ein durchaus riskantes Projekt.
Mit einem alten Traktor der Marke Fendt bringt Marinus Niederthanner die erste Fuhre mit Setzlingen aufs Feld. Dort warten schon ein Dutzend Helfer, Familie, Freunde und Nachbarn aus Nußdorf. Marinus setzt aufs Miteinander. Allein schaffe man das nicht, sagt er. Viele wollen dabei sein bei der kleinen Revolution, die der junge Unternehmer startet. Melonen aus dem Inntal? Eine tolle Idee, hört man. Es gibt aber auch skeptische Stimmen: Ist es nicht viel zu kalt und nass hier? Ein Risiko, das dem 21-jährigen Obstbauern bewusst ist, das er aber eingehen will.
Alle Hoffnungen ruhen auf "Top Gun"
Ein Pilotversuch im letzten Jahr macht ihm Mut, die erste Ernte war nicht schlecht. Und so hat Marinus aus dem warmen Italien Marinus nun 5.000 Setzlinge kommen lassen. "Top Gun" heißt die Sorte, ein vielversprechender Name, auch wenn die Winzlinge noch nicht danach ausschauen, dass sie in den nächsten Monaten acht Kilo schwere saftige Kugeln produzieren könnten. Wasser gibt es genug auf den Feldern neben dem Inn, die Temperatur muss halt stimmen. Da setzt der Wassermelonen-Bauer auf den Klimawandel, denn die letzten Sommer waren oft heiß. Wenn es heuer kälter wird, dann gebe es halt eine spätere Ernte.
Wassermelonen brauchen Wärme
Nur Frost darf nicht mehr kommen, dann würden die Pflanzen erfrieren. Sorgenvolle Blicke zum Himmel und auf die Berge: Ende Mai – und immer noch leuchtet der Wilde Kaiser weiß aus Tirol herüber, auch am Wendelstein halten sich noch Schneefelder. Kein leichter Auftakt für die bayerischen Wassermelonen. Als Starthilfe gibt’s eine wärmende Stärke-Folie, die nach und nach zu Dünger zerfallen wird. Alle halbe Meter sticht der Vater von Marinus Löcher hinein, die Mutter setzt dann die ausgelegten Sprösslinge in die Mulde. Veronika Niederthanner hatte anfangs Bedenken, das Risiko schien ihr zu hoch. Jetzt aber freut sie sich über die Leidenschaft, mit der ihr Sohn die Sache angeht, und unterstützt ihn nach Kräften.
Der Verkauf der Wassermelonen ist gesichert
Unterstützung kommt auch vom wichtigsten Lebensmittelhändler (PRECHTL) in der Region. Er hat zugesagt, in allen vier Filialen möglichst viele der Inntaler Wassermelonen anzubieten. Das gibt Sicherheit bei all den Unwägbarkeiten. Wie schaut es überhaupt mit dem Verdienst aus? Mit Melonen zu Millionen? Das werde schwierig, weil einfach zu viel Handarbeit dahinterstecke. Wenn es gut läuft, dann wird schon ein bisserl was rausspringen. Aber jetzt geht es erstmal um die Freude, etwas Neues zu starten und den Pflanzen beim Wachsen zuzuschauen. Noch ein paar mehr Sonnenstrahlen und dann ist er glücklich, der Wassermelonenbauer aus dem Inntal.
Text: © BR / Diethard Kühne